Arnold, ein alter Schulfreund von mir, arbeitet als Versicherungsvertreter. Ich denke mal, heute heißt das nicht mehr Versicherungsvertreter, sondern Insurance Salesperson oder ähnlich. So wie auch Hausmeister nicht mehr Hausmeister, sondern oft in den Stellenangeboten Facility-Manager heißt.
Wie auch immer, Arnold ist ein Verkaufstalent. Er würde sogar einer 100jährigen den Nutzen der Anti-Baby-Pille verdeutlichen, aber leider ist da der Kundenkreis doch leider etwas eingeschränkt….
Auf jeden Fall ist es immer sehr unterhaltsam, wenn Arnold aus seinem Berufsalltag erzählt. Es gehört ja nicht nur zu seinen Aufgaben, Versicherungen zu verkaufen, sondern er kümmert sich auch um großen und kleinen Probleme seiner Kunden.
So rief ihn neulich eine alte Dame an und bat um seinen Besuch, weil sie einen Schaden melden wollte.
Als er bei ihr war und Kaffee und Kuchen verspeist hatte, legte sie ihm traurig eine Tüte mit Glasscherben auf den Tisch. Hierbei handelte es sich ursprünglich um eine Vase, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Jetzt sollte ihr die Hausratversicherung den Schaden ersetzen. Arnold ist nicht der Vasenexperte und stellte ihr vorsichtig eine Erstattungssumme von 50 bis 60 Euro in Aussicht.
Da verwandelte sich die vormals liebe, alte Dame in eine Furie. „Wozu zahle ich denn jahrelang meine Prämien? Ich will kein Geld, ich will diese Vase ersetzt haben! Junger Mann, ich will genau diese Vase wieder haben, egal wie Sie das anstellen!" Es ist wohl unnötig zu erklären, dass Arnold mit dieser Forderung eindeutig an seine Grenzen stieß.
Und dann gibt es da die Besitzerin der kleinen, kampfeslustigen Hündin Cora, für die die Besitzerin zum Glück eine Haftpflichtversicherung hat. Eines Tages klingelte ein junger Mann von den Stadtwerken bei ihr und wollte eigentlich den Zähler ablesen. Beim Anblick der süßen Cora beugte er sich hinunter, um sie zu streicheln. Cora muss da irgendetwas missverstanden haben, knurrte kurz und biss in die „Kronjuwelen" des Besuchers. Der Ärmste hatte nicht nur längere Zeit unter Schmerzen zu leiden, sondern auch sämtliche Spötter auf seiner Seite. Ein besonders beliebter Spruch seiner mitleidenden Mitmenschen war: "Sag, mal, bekommt man denn da einen Gips?
Mir hat Arnold übrigens eine Lebensversicherung verkauft, die sehr niedrige Beiträge hat. Sie dient der Absicherung meiner Lieben. Irgendwann bekomme ich sie auch ausgezahlt – und zwar, wenn ich 100 Jahre werde! Als ich Arnold fragte, was ich denn mit 100 Jahren mit dem Geld soll, meinte er ganz trocken:
„Na, dann machen deine Urenkel eine Kreuzfahrt davon und denken an dich!" Danke Arnold – vielleicht fahren wir ja dann auch zusammen und du verkaufst auf dem Schiff Versicherungen gegen nervige Mitpassagiere!
Eure Sylvia
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