Was geht ab?

 

Hand aufs Herz! Mussten unsere Eltern auch schon fast Kurse belegen, um uns verbal zu verstehen? Dass Eltern ihre Kinder in einem bestimmten Alter sowieso nicht verstehen, ist ja normal. Aber reden können sollte man doch miteinander ohne ein Wörterbuch „Jugendliche/Deutsch“ benutzen zu müssen. 

Wir haben oft Besuch von erwachsen werden wollenden Kids. Dann gibt es auch manchmal etwas zu essen. Mein Kuchen neulich würde als „übelst lecker“ oder „übertrieben krass gut“ beschrieben. Wieso übel? Wurde den Armen etwa schlecht? Nein, im Gegenteil, das war ein besonderes Lob an mich. 

Im Chat oder bei SMSen kann es sein, dass die aussterbende Generation der Eltern denkt, das Kind beherrscht eine neue Fremdsprache. „ish hab disch lib“ oder „my schadz“ sind die harmlosen Vokabeln. Stehe ich dann staunend davor und merke an, dass das nicht gerade förderlich für die Deutschzensuren ist, bin ich natürlich völlig antiquiert. 

Heute faulenzen die Kinder und Jugendlichen nicht, nein sie „chillen“, was nicht das Geringste mit Chilli zu tun hat. Die männlichen Kids sind die Checker. Ein schrilles „iiihhh“ bei den Mädchen heißt nicht etwa, dass sie ein Ekel erregendes Insekt gesehen haben, sondern ist ein Zeichen von Begeisterung. „Iiihhh, das sieht ja ge..nial aus!“

Besonders beliebte Musiktitel werden gezeigt. „Ich muss dir mal ein Lied zeigen!“ sagte Töchterchen zu mir. Auf meine Frage, wie es denn aussieht, bekam ich wieder jenen vernichtenden Teenieblick, den wohl jede Mutter kennt. 

Auf die Frage nach Hausaufgaben gibt es erschöpfende Auskünfte: „Ja, nee, keine Ahnung.“ Spätestens jetzt weiß man Bescheid. Das altmodische „Wie geht es Dir“ wurde abgelöst durch das coole „Was geht ab?“. 

Aber ich bin mit meinem Schicksal nicht alleine, habe ich erkannt. Das Google-Ergebnis nach dem Suchbegriff „Jugendsprache“ ergab fast eine halbe Million Einträge. Bücher werden darüber geschrieben, nahezu jede Zeitschrift hat sich schon mit dem Thema befasst und es gibt zahlreiche Diskussionen über den Sinn und Zweck der sprachlichen Abgrenzung. 

Was sagt den geplagten Eltern und Erziehern das? „Immer schön locker bleiben, wir waren als Jugendliche auch nicht besser!“

Eure Sylvia

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