Ein schwarzer Tag

Es gibt Tage, da sollte man am Besten im Bett bleiben und Klingel und Telefon abstellen.

Einen solchen Tag, der nicht einmal Freitag der 13te war, werde ich nie vergessen. Er fing schon damit an, dass wir verschlafen hatten und meine 15jährige Tochter Maike zu spät in die Schule kam. Dann rutschte mir in die weiße Wäsche eine rote Socke, die alles in ein romantisches Rosa verwandelte.Töchterchen Viktoria hielt mich mit ihren 14 Monaten ohnehin den ganzen Tag auf Trab und dementsprechend war meine Stimmung.

Dass das Mittagessen anbrannte, war schon eine logische Folge und so beschloss ich, am Nachmittag mit meinen Töchtern einen Einkaufsbummel zu machen. Damit wenigstens das stressfrei ablaufen konnte, verfrachtete ich Viktoria in den Buggy, gab ihr ihren Lieblingsnuckel und vergaß auch die Trinkflasche nicht.

Mittlerweile entspannt betraten wir die Filiale einer bekannten Kaufhauskette und nahmen natürlich ordnungsgemäß einen Einkaufkorb, in den nach und nach Schulbedarf und Schminkutensilien wanderten. Plötzlich fing Viktoria an zu weinen, was sich bald zu einem lautstarken Schreien steigerte. Schnell hatte ich die Ursache ermittelt: Der über alles geliebte Nuckel war spurlos verschwunden! Zum Glück waren wir ja im Kaufhaus und ich ergatterte eine 2er Packung mit Nuckeln, wovon ich einen meinem kleinen Schreihals ins Mündchen schob.

Durch die jetzt herrschende himmlische Ruhe, konnten wir noch herum stöbern und das eine oder andere Kleidungsstück anprobieren. An der Kasse durfte ich dann 32,– Euro bezahlen, was meine gute Laune wieder etwas dämpfte. Am Ausgang spürte ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter: „Einen Moment bitte!" Wütend wirbelte ich herum, weil ich es absolut nicht ausstehen kann, von Fremden angefasst zu werden. Vor mir stand ein recht nett aussehender junger Mann, der mir einen Ausweis unter die Nase hielt. „Ich bin der Hausdetektiv. Sie haben wohl vergessen zu bezahlen?!" Was erlaubte dieser Mensch sich eigentlich? Erbost hielt ich ihm meinen Kassenbon hin: „Und was ist das hier?"

Er hob die Augenbrauen. „Und was ist das hier, junge Frau?" In der Hand hielt er die aufgerissene 2er Packung Nuckel, aus dem einer fehlte. Mit kriminalistischer Routine identifizierte er den Nuckel in Viktorias Mund als gestohlen. Jetzt erinnerte ich mich – zuerst hatte ich die Packung in der Hand behalten, damit mich niemand als Ladendieb bezeichnen konnte. Dann hatte ich sie in der Umkleidekabine auf den Stuhl gelegt und dort vergessen.

Ich zückte mein Portemonaie – „Kein Problem, dann bezahle ich das schnell. Ich werde ja nicht für 32,– Euro einkaufen und dann Nuckel für 1,99 Euro mitgehen lassen!"

Aber das ging natürlich gar nicht! „Diebstahl ist Diebstahl" erklärte er und forderte mich auf, zu seinem Büro zu gehen, was am anderen Ende des Kaufhauses lag. Natürlich musste ich wegen akuter Fluchtgefahr vor ihm gehen. Ich brauche nicht zu erklären, dass das wiederum nicht gerade unauffällig vor sich ging. Zuerst meine (schon fast erwachsene) Tochter mit hochrotem Kopf, dann ich mit dem Buggy und zum Schluss der Hüter von Recht und Ordnung.
In seinem Büro angekommen, schrieb er dann ein Protokoll und erteilte mir ein Jahr Hausverbot. Auf die Alarmierung der Polizei verzichtete er dann nach eingehender Belehrung.

Da ich ja im Grunde meines Wesens ein ehrlicher Mensch bin, erzählte ich natürlich meiner Familie von meinem Missgeschick und mir wurde in den folgenden Wochen gern und oft erzählt, dass von mir ein Steckbrief aushängt:-)
Oder ich wurde gefragt, ob Viktoria denn nicht mal wieder neue Nuckel bräuchte!

Wär ich doch im Bett geblieben!!

Eure Sylvia

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