Weihnachten und Winter treffen zusammen, das allein ist nicht selten und wirklich erwähnenswert. Wenn es aber Winter ist und obendrein viel Schnee liegt, man als Frau und Mutter mit den Planung des Festes beschäftigt ist und dann noch der fast erwachsene Teenager neue Winterschuhe braucht, dann…….dann könnte die mütterliche Geduld fast ausgeschöpft werden.
Zuerst einmal finde ich es nicht dramatisch, dass endlich mal wieder neue Schuhe beim Töchterchen fällig werden, sie hat die typischen „ichsammelschuheundeskönnenniegenugsein“ Gene in sich. Dieses Mal ist der Kauf aber wirklich notwendig, denn sie kann ja schlecht bei 10 cm Schneehöhe mit Ballerinas oder Highheels durch die Gegend laufen. Ihre für den Winter auserkorenen Schuhe aus dem letzten Jahr sind jetzt, genau jetzt – wo es kein Mensch brauchen kann – kaputt gegangen. Und die üblichen Winterstiefel, warm und gefüttert, mit dicker Sohle und möglichst hoch, findet sie meistens „uncool“. Es soll aber doch wohl kein Thema sein, in einer großen Stadt mit gefühlten 100.000 Geschäften das Gewünschte zu finden.
Vorweg: Es kostet überhaupt keine Mühe, Schuhe zu finden. Das Problem daran ist: Sie müssen meiner Tochter gefallen und für mich bezahlbar sein. Beim ersten Geschäft bin ich noch guten Mutes und halte ihr Beifall heischend ein Paar Schuhe unter die Nase, woraufhin ich nur ein missbilligendes „Mama?!?“ ernte. Bei Paar zwei und drei geht es mir ähnlich, irgendwann bin ich sicher, dass hier nicht die richtigen Modelle geführt werden. Also wechseln wir die Location, Tochter beginnt Fotos zu machen und an ihre Freundin zu schicken. Zwecks Entscheidungshilfe. Das wiederum hält die ganze Sache unwesentlich auf und ich setze mich leicht erschöpft auf eine Bank. Ziemlich umgehend kommt eine Verkäuferin „Kann ich Ihnen helfen?“ – „Mir ist nicht zu helfen“ nuschele ich genervt und sie geht kopfschüttelnd von dannen.
Jetzt kommt das Positive an unserem Ausflug: Die meisten Geschäfte schließen um 20.00 Uhr, wir müssen also unsere Shoppingtour abbrechen und aufgrund des jetzt herrschenden Zeitmangels Pizza essen gehen. Als negativ zu bewerten gilt, dass wir zwar ein paar gefüllte Einkaufstüten haben, aber keine Schuhe darin sind.
Die Stimmung ist so leicht im Keller, meine Liebste verzieht sich in ihre Gemächer und stürzt sich aufs Internet. Auf einmal ein Schrei „Maaamaaaaaaaaaaaa“, das bedeutet Alarmstufe drei und ich stürme zu ihr. Man soll es nicht glauben, sie hat DIE Winterstiefel gefunden und preist an, dass da einfach alles stimmt: Der Preis, die Farbe, das Material, der Schnitt, einfach alles. Ich schau auf den Monitor und entdecke, dass diese Kriterien wenigstens zum Teil zutreffen, denn ein kleines Details war so nicht geplant – auf dem Bestellzettel stehen drei Paar Schuhe. Tochter sieht meine Sorgenfalten und beginnt zu argumentieren. Sie braucht schließlich warme und gute Schuhe. Oder soll sie frieren? Oder ausrutschen? Oder Weihnachten krank im Bett liegen? Nur weil die Mutter sich mal wieder albern hat?! Soll sie natürlich nicht und wir senden die Bestellung ab.
Wenig später trifft ein Paket ein und ich komme in den Genuss einer Modenschau. Fatal am Ganzen ist, dass alle drei Paar Stiefel nicht nur passen, sondern auch noch gefallen. Noch schlimmer: Sie gefallen uns beiden. Aber nicht nur aus erziehungstechnischen Gründen geht es natürlich so nicht, das Geld wächst schließlich nicht nur kurz vor Weihnachten auf Bäumen. Der Blick vom Töchterchen würde Eisberge schmelzen lassen, aber ich bleibe hart. Summe X steht zur Verfügung und in dem Rahmen muss sie sich bewegen. Not macht erfinderisch und Schuhe auch.
Und so ordnet mein Kind ihren weihnachtlichen Rahmen. Es gibt obligatorisch Geld von der Oma und auch anderen Verwandten gegenüber ist sie sehr fürsorglich. Diese müssen nicht aufwändig losrennen, sich in Geschäften abplagen und ein Geschenk für sie kaufen. Nein, sie ist ganz bestimmt nicht böse, wenn sie ihr ausnahmsweise das Geld geben. Töchterchen wird sich bemühen, damit leben zu können, das kann sie Onkel und Tante, Schwester und Bruder glaubhaft versichern. Sie schafft es wirklich, die erforderliche Summe für ihren Schuhkauf zusammen zu bekommen und hat sogar noch etwas übrig. Das braucht sie auch – denn jetzt ist der Schuhschrank zu klein.