Ich bin Stammkunde bei Online-Auktionen, das macht Spaß und dient nicht nur dazu, das eine oder andere Schnäppchen zu machen, sondern auch die Haushaltskasse aufzufüllen. Ich sitze ja lieber am PC und verkaufe mehr oder minder nützliche Dinge, als im Regen auf dem Flohmarkt zu stehen und anschließend meine Erkältung auszukurieren.
Allerdings muss man zum Teil auch gute Nerven und Phantasie haben. Oder wisst ihr auf Anhieb, was ein „Gosdüm" ist oder wollt ihr einen Fernseher, der "technisch okay" ist, aber keinen Ton hat? (Schon ab 1.00 Euro!) Auch der wunderschöne Sessel, der im Hof steht und wo der Verkäufer hofft, dass es nicht regnet, konnte mein Interesse nicht wirklich wecken.
Eins meiner Hobbys ist es, die Wohnung umzugestalten. Meine Schwiegermutter kommt uns so alle halbe Jahre besuchen und ist jedes Mal erstaunt, wenn sie die Einrichtung vom letzten Besuch noch erkennt. Für meinen Mann ist das natürlich auch von Vorteil. Auf Grund dessen, dass er die erbeuteten Sachen abholen darf, hat er schon viel von der Umgebung kennen lernen dürfen.
Eine Geschichte werde ich jedoch nie vergessen: Ich hatte vor unserem Umzug unsere alte Schrankwand verkauft – fünf Meter Schränke, Eiche rustikal mit einem integrierten Schrankbett für zwei Personen. Falls irgendjemand eine Vorstellung hat, wie schwer die Teile sind, kann er ermessen, wie wir uns über den Verkauf gefreut haben, besonders jedoch darüber, dass uns der Abtransport erspart blieb. Diese Schränke waren für die Ewigkeit hergestellt und so ein Schrankbett muss ja schließlich was aushalten! Die Käufer freuten sich mindestens genauso, denn sie hatten ein echtes Schnäppchen gemacht, nicht ahnend, was da auf sie zukam.
Zum Abholtermin kamen zwei Männer, die nicht gerade Reklame für Bodybuilding machen konnten. Alles wurde auseinander gebaut und in Einzelteile zerlegt – bis auf das Schrankbett. Das Beste kommt ja bekanntlich immer zum Schluss. Die Beiden beratschlagten und erwogen kurz, dieses Teil auch zu zerlegen. Allein der Respekt vor den mächtigen Spannfedern, die so ein Bett halten, hinderte sie daran. Also sollte die gemütliche Ruhestätte im Stück transportiert werden. Nach einer halben Stunde und dem Weg bis vor unsere Wohnungstür verließen sie die Kräfte. Vor ihnen lag noch eine kleine Treppe und der Weg bis zum Auto.
Sie fragten nach einer Sackkarre…selbst wenn das funktioniert hätte, damit konnte ich nicht dienen. Scherzhaft bot ich das Skateboard meiner Tochter an. Und, man glaubt es kaum, sie nahmen dankend mein Angebot an. Das breite Bett wurde auf das Sportgerät bugsiert und damit die Treppe hinunter befördert. In meiner Phantasie spielten sich die abenteuerlichsten Vorstellungen ab, wie "Mann unter Bett begraben" und "das Schrankbett war ihr Verhängnis" und ich hatte das Telefon in der Hand, um notfalls Hilfe und Rettung zu holen. Zum Glück passierte nichts An der Haustür gab das Skateboard dann auf und ging in die Knie. Also wurde das Bett dann doch demontiert und ich habe keine Ahnung, ob es jemals wieder seinen Urzustand erreicht hat. Meine Tochter war dann der Gewinner der Aktion, weil ja das Skateboard erneuert werden musste.
Eure Sylvia